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Mendelssohn meets Multimedia

Deutschland ist das Land der Musikermuseen: 41 zählt die Arbeitsgruppe „Musikermuseen in Deutschland“.

Die Arbeitsgruppe „Musikermuseen in Deutschland“ wird organisiert vom Mendelssohn-Haus in Leipzig, das zugleich ganz typisch ist: Etwa zehn Minuten vom Markt gelegen, zeigt es in der letzten Wohnung von Felix Mendelssohn Bartholdy Schriftstücke, Autografen und Erstdrucke – auch Zeichnungen, etwa von Mendelssohns Italienreise. Anrührend wurde das letzte Arbeitszimmer Mendelssohns teils mit Originalmöbeln nach einem Gemälde rekonstruiert. Im Musiksalon nebenan finden regelmäßig Konzerte statt. Nur einen Spaziergang weiter finden sich zwei weitere Musikermuseen: das Schumann-Haus in der Inselstraße, in dem Clara und Robert Schumann ab 1840 wohnten, und die Edvard-Grieg-Gedenkstätte, wo 1888 die Erstfassung der Peer-Gynt-Suite entstand.
Von den Häusern für die drei großen B der klassischen Musik – Bach, Beethoven und Brahms – ist das Brahms-Museum in Hamburg wohl das kleinste. In der gemütlichen, typischen Kontorwohnung im Hamburger Gängeviertel – das Geburtshaus wurde im Krieg zerstört – finden sich persönliche Gegenstände, Briefe und Fotos, etwa zur Freundschaft mit dem berühmten Geiger und Mendelssohn-Schüler Joseph Joachim. Besucher sollten nicht versäumen, das nur zwei Häuser weiter gelegene neueste Musikermuseum zu besichtigen: das 2011 eröffnete Telemann-Museum. Denn nach Aufenthalten in Eisenach und Frankfurt wirkte der Barockkomponist über 40 Jahre in Hamburg als städtischer Musikdirektor.
Neben dem Beethoven-Haus in Bonn und den Bach-Museen in Eisenach und Leipzig gehört das Händel-Haus in Halle zu den größten derartigen Einrichtungen in Deutschland. Es ist 2009 vollständig neu gestaltet worden. In kühler Strenge präsentiert sich in der Stadt an der Saale auf 550 Quadratmetern Händel – der Europäer, sind doch die Werke des gebürtigen Hallensers bis heute ganz besonders in England populär. Fast überwältigt fühlt sich der Besucher angesichts der zahlreichen Originaldokumente, Gemälde und Musikalien. Ein kleines, raffiniertes Puppentheater erweckt auf Knopfdruck acht Barockopern Händels zum Leben – allein hier kann man sich stundenlang auf das Beste amüsieren.
Gleich zwei große Museen widmen sich Johann Sebastian Bach. In seiner Geburtsstadt steht das 2007 um einen Neubau ergänzte Bach-Haus Eisenach, an seiner längsten Wirkungsstätte das 2010 neu eröffnete Bach-Museum Leipzig. Bilden rarste Musikautografen sowie neueste Erkenntnisse der Bach-Forschung den Schwerpunkt in Leipzig, so ist es in Eisenach das Musikerlebnis: Stündlich finden hier kleine Konzerte statt, dargeboten von Mitarbeitern und Studenten. Dem Choralvorspiel auf dem ältesten thüringischen Orgelpositiv von 1650 folgt ein Menuett auf dem leisen Klavichord, dann erklingt der Perlenklang der Goldberg-Variationen auf einem Silbermann-Spinett von 1760. Einige Räume weiter wird es multimedial: Ein „begehbares Musikstück“ stellt Kostbarkeiten inmitten eines 180-Grad-Kinos aus. Umtanzt von einer poetischen Ballettversion der Kunst der Fuge, findet sich der Erstdruck von 1750. Donnernd zerreißt der Vorhang beim Tod Jesu in Mendelssohns Fassung von Bachs Matthäus-Passion, während man im handschriftlichen Originalchorheft der spektakulären Wiederaufführung von 1829 mitlesen kann. Das ist übrigens eine Leihgabe aus dem Mendelssohn-Haus – die Musikermuseen in Deutschland ergänzen sich einfach wunderbar.