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Eine Idee setzt sich durch – die Junge Philharmonie

Was macht ein gutes Orchester wirklich aus? Genügt es, viele Telefonnummern zu besitzen und den Namen eines Festivals darüberzustülpen? Was hat in unserer markengläubigen Zeit wirklich Bestand? – Wer sich je in einer Sache ein bisschen in die Tiefe begeben hat, wird mit einem schärferen Blick und vor allem mehr Zufriedenheit wieder hochkommen …

Und wer 15 Jahre eine Reise tut, der kann schon was erzählen. „Es war für mich einfach unglaublich, dass sich das Musikland Österreich nicht zutraut, aus seinen Talenten ein Jugendorchester zu formen, das sich unter Marktbedingungen behaupten kann. Das hat schon etwas mit unserem mangelnden Identitätsbewusstsein zu tun“, sinniert Michael Lessky, Spiritus Rector der Jungen Philharmonie, der Gründungsidee nach. „Es ist undenkbar in Ländern wie Italien, Frankreich, Russland oder
den USA, nicht in erster Linie die heimischen Künstler zu fördern und sich damit der ­eigenen Kultur bewusst zu werden. Es wird zunehmend eine Herausforderung für uns alle werden, mit der Globalisierung umzugehen, ohne darin unterzugehen – und die Kultur ist so ein Rettungsanker. Ich finde es einfach beglückend, jährlich die vielen sehr guten, motivierten Talente in den Probenspielen in jeder Landeshauptstadt kennenzulernen, das motiviert auch mich für meine Arbeit enorm. Gleichzeitig sehe ich, wie wenig unsere Gesellschaft für deren Entwicklung, vor allem für eine Möglichkeit, ihr Talent zum Beruf zu machen, tut.“ Der renommierte österreichische Komponist Thomas Pernes verfolgt schon lange den Weg der Jungen Philharmonie: „Wichtig erscheint mir vor allem, dass die Jungen nicht in geschützten Werkstätten spielen, sondern möglichst bald lernen, sich im späteren Umfeld eines Musikers zu bewegen, für ihr Tun Verantwortung zu übernehmen und auch gerecht entlohnt zu werden.“ Dafür sorgen unter anderem die rund 20 Konzerte, welche die Junge Philharmonie jährlich bestreitet.


 

2012 – drei Premieren

Gleich drei Erstauftritte bei renommierten Festivals kann das Orchester verbuchen: bei Imago Dei in Krems, beim Carinthischen Sommer und im Brucknerhaus Linz. Dabei stehen Werke wie Anton Weberns Sechs Stücke op. 6, Mahlers Kindertoten­lieder und seine 9. Symphonie, Bruckners Fünfte sowie auch eine Uraufführung von Orchesterliedern des Wiener Philharmonikers Herbert Frühauf auf dem Programm. Als Solist(inn)en spielen Paul Gulda, Albena Danailova und Franz Bartolomey mit dem Orchester – alle drei sind bereits langjährige Partner.


 

Zyklen Schubert – Mahler –

Zweite Wiener Schule

„Die Qualität eines Orchesters, überhaupt jedes Musikers, steigt, wenn man sich öfter mit den Werken und bestimmten Komponisten auseinandersetzt. Das erst erlaubt eine Tiefe in der Interpretation und damit ein besonderes Erlebnis mit der Musik. So haben wir uns mit der Zeit fast alle Symphonien Schuberts und Mahlers vorgenom­men – Mahlers Fünfte war natürlich ein Gipfelpunkt, und vielleicht besteigen wir nächstes Jahr die Sechste“, gerät der Dirigent ins Schwärmen. Die Entwicklung ging und geht weiter bis zu Weberns Opus 6, Opus 12, Bergs Sieben frühen Liedern, der Lyrischen Suite und Schönbergs Suite, Cellokonzert und Lied der Wald­taube. Die großen Mahler-Liederzyklen wurden in beglückenden Partnerschaften aufgeführt: die Wunderhorn-Lieder mit Ildikó Raimon­di, die Rückert-Lieder mit Janina Baechle und die Kindertotenlieder mit Robert Holl und Adrian Eröd.

Was darf man sich nach 15 reichen Jahren noch wünschen? „Die Nuits d’été von Berlioz, die wir mit der fantastischen Sophie Marilley aufgeführt und live eingespielt haben, sind wirklich etwas Besonderes – da können wir auch mit den Großen mithalten. Und Französisches haben wir auch für unser Jubiläumskonzert im Musikverein vor.“

Informationen

CD-Tipp

Junge Klassik: Berlioz, Bruckner, Tschaikowsky

Termine

18. Juli 2012, Musikwochen Millstatt 20. Juli 2012, Carinthischer Sommer Ossiach 22. Juli 2012, Choriner Musiksommer (D) www.jungephilharmonie.at