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The Jewels of Death

Jan Fabre lässt den Betrachter in seiner Ausstellung The Jewels of Death bei Mario Mauroner Contemporary Art Vienna noch bis 30. September 2011 in die blaue Stunde – das Sinnbild der ­Metamorphose – eintauchen und sich in dem obsessiven Liniengeflecht des Bic-Kugelschreibers verlieren.

Weihburggasse 26, A-1010 Wien

Jan Fabre, das belgische Multitalent, machte in den vergangenen Jahren durch Ausstellungen auf der 52. Bien­nale von Venedig, im Louvre und im Kunsthaus Bregenz sowie die Insze­nierung des Requiems für eine Metamorphose im Sommer 2007 bei den Salzburger Festspielen auf sich aufmerksam. Während Jan Fabre mit seiner darstellenden Kunst bereits seit Jahrzehnten ein fixer Bestandteil von internationalen Theater- oder Tanzfestivals war, erfolgte sein weltweiter Durchbruch als bildender Künstler 2008, als er vom Louvre eingeladen wurde, eine Ausstellung für die Räumlichkeiten der École du Nord zu gestalten. Die Idee der zeitgenössischen Intervention im Museum, die 2006 mit der Ausstellung Homo Faber ihren Anfang nahm, führt Jan Fabre in der bis 28. August 2011 im Kunsthistorischen Museum stattfindenden Ausstellung Die Jahre der blauen Stunde

fort und platziert seine Bic-Kugelschreiber-Zeichnungen aus der Serie der ­Blauen Stunde (1986–1990) in 20 Sälen und Kabinetten der Gemäldegalerie. Eine Auswahl dieser Zeichnungen aus dem
für Jan Fabre typischen obsessionellen ­Kugelschreiberliniengeflecht ist parallel in der Ausstellung The Jewels of Death bei Mario Mauroner Contemporary Art Vienna zu sehen.


Die ersten Bic-Kugelschreiber-Zeichnungen entstanden, indem Fabre – Urenkel des bekannten französischen Entomologen Jean-Henri Fabre – mehrere Insekten in einen Schuhkarton warf und mit einem Bic-Kugelschreiber deren Spuren nachzeichnete, bis sich die gesamte Oberfläche in ein blaues Liniengeflecht verwandelt hatte. Die Obsession trieb Fabre immer weiter an, und folglich war es für ihn eine logische Konsequenz seiner Aktivität als Zeichner, auch Performances zu machen. Und so führte Fabre 1981 den Gedanken des Liniengeflechts in Ilad of the Bic-Art, the Bic-Art Room fort und sperrte sich dieses Mal selbst für 72 Stunden in einen weißen Raum ein. Er begann, sämtliche Oberflächen mit einem Bic-Kugelschreiber zu bekritzeln – die Wände, den Boden, seine Kleidung und schließlich sich selbst. Frank Maes nannte es „the absolute zero of his existence as an artist“. Der physische und psychische Akt des Überzeichnens wird zum Nullpunkt und gleichzeitig zum Ausgangspunkt des künstlerischen Schaffens von Jan Fabre, und so spiegeln die Bic-Zeichnungen nicht nur Fabres obsessive Arbeitsweise wider, sondern überdies die Metamorphose von räumlichen und zeitlichen Gegebenheiten. In dem poetischen Gedanken der blauen Stunde, den Jan Fabre in den Manuskripten Jean-Henri Fabres entdeckt hatte, fand er zudem „ein räumlich-zeitliches Bild […] für einen kontradiktorischen Ort permanenter Veränderung, den Ausgangspunkt seiner Vorstellungen von Kunst und Leben“. Die blaue Stunde – jene Passage zwischen Tag und Nacht – wird zum Sinnbild der Metamorphose, die sich als Leitmotiv in der darstellenden und bildenden Kunst Jan Fabres wiederfindet. Das Überzeichnen wird so zum Ausdrucksmittel von Fabres Universum und kreiert Raum, Zeit und Spannung zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos.

bis 30. September 2011

Informationen

Mario Mauroner Contemporary Art Vienna
Weihburggasse 26, A-1010 Wien

Tel. +43 (0) 1/904 20 04

Di–Fr 11–19 Uhr, Sa 11–16 Uhr

[email protected]

www.galerie-mam.com

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