0470_1918_220476_1918_390833_1924_191114._wintermorgen_restauriert___19521920, Löwenbändigerin1939, Morgen bei Purwinengel_der_verk_ndung-1L+388_001_vsb

Max Pechstein. Ein Expressionist aus Leidenschaft

Ab 10. Juli kann das vielseitige Schaffen Max Pechsteins in einer breit angelegten Retrospektive im Kunstmuseum Ahlen neu entdeckt werden.

Museumsplatz 1 / Weststraße 98, D-59227 Ahlen

Max Pechstein (1881–1955) gehört zu den wichtigsten Pionieren des Expressionismus in Deutschland. Unter den Mitgliedern der Dresdner Künstlervereinigung „Die Brücke“, deren Sprecher er zeitweise war, galt er schon zu Lebzeiten interessierten Sammlern und Kunstkritikern als führender Vertreter der neuen Kunstauffassung. So konnte Pechstein schon früh mit seinen Werken Erfolge erzielen. Ausschlaggebend für die breite Anerkennung waren seine akademische Ausbildung, die er als Einziger unter den Brücke-Künstlern genossen hatte, und die stärkere Einbindung dekorativer Elemente in seine Kunst. Zudem erhielt er seit seiner Studienzeit regelmäßig Aufträge für Glas- und Wandmalerei sowie Mosaike und wurde von den Zeitgenossen als hervor­ragender Glaskünstler geschätzt. So konnte er sich Reisen nach Paris und Italien sowie an die Ostsee leisten, wo er sich häufig aufhielt, um in Ruhe und Abgeschiedenheit malen zu können. Um 1910, das einen ersten Höhepunkt im Werk Pechsteins markiert, erregte er als Mitbegründer der ­„Neuen Secession“ in Berlin, die sich kontrovers von der etablierten akademischen Kunst absetzte, sowohl mit seinen Werken als auch mit öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen erhebliche Aufmerksamkeit. Auch als der Expressionismus in den 1920er-Jahren erstmals einer kritischen Revision unterzogen wurde, blieb die Kunst Max Pechsteins davon unangetastet. Indem er Einflüsse des Realismus und der Neuen Sachlichkeit in seine Kunst aufnahm, gelang es ihm, sich seine künstlerische Unabhängigkeit zu bewahren. Während des Dritten Reichs wurden allerdings auch die Werke Pechsteins als „entartete Kunst“ verfemt und aus öffentlichen Sammlungen entfernt. Diese Jahre verbrachte der Künstler zurückgezogen in Leba an der Ostsee. Nach 1945, zurückgekehrt nach Berlin, greift Pechstein bis zu seinem Tod 1955 Strömungen der deutschen Nachkriegskunst in seiner noch immer überaus ausdrucksstarken Kunst auf.

Innerhalb seines Œuvres nehmen – typisch für den expressionistischen Themenkreis – Topoi der Ursprünglichkeit zentralen Raum ein: Badeszenen an den Moritzburger Seen, das Leben an der Südsee, das er auf einer Reise nach Palau kennenlernte, oder die einfachen Fischer an der Ostsee – sie faszinieren Pechstein bis in die späten Jahre. So war er zeitlebens bestrebt, in Harmonie mit der Natur leben zu können. „Was mir Dresden, Italien, Frankreich und Berlin an Kulturerfahrung gebracht haben, erweist sich als das, was es in Wahrheit gewesen ist: als äußerer Belang, der mühelos abgeschüttelt wird. Aus mir selbst springt mit froher Unbefangenheit der Junge he­raus, als der ich mit Tieren und Blumen, mit Acker und Wasserläufen Freundschaft geschlossen habe und ohne Mühe mit Fischern, Bauern und Arbeitern lebte.“

In enger Koopera­tion mit der Erbengemeinschaft Pechstein präsentiert die Ausstellung nach Stationen in Kiel und Regensburg neben bekannten Meisterwerken aus den führenden Sammlungen und Museen der Welt erstmals auch weniger bekannte Seiten des künstlerischen Schaffens Max Pechsteins, darunter das früheste Ölbild, das Pechstein 1894 im Alter von 12 Jahren anfertigte, Gemälde aus seinem Spätwerk oder Arbeiten der angewandten Kunst, die bislang gar nicht oder nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen waren. Ergänzt wird die Ausstellung durch noch nicht gezeigte grafische Blätter Max Pechsteins, welche die Entwicklung des malerischen Œuv­res vorwegnehmen und spiegeln.

Eine Ausstellung der Kunsthalle zu Kiel und des Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins in Kooperation mit dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg und dem Kunstmuseum Ahlen. Der Katalog, erschienen im Hirmer Verlag, kostet 29 Euro.

Text: Susanne Buckesfeld

10. Juli bis 1. November 2011

Informationen

Kunstmuseum Ahlen

Museumsplatz 1/Weststraße 98, D-59227 Ahlen

Tel. +49 (0) 23 82/91 83 0

Di, Mi, Fr 14–18 Uhr, Do 14–20 Uhr,

Sa, So und Fei 11–18 Uhr

[email protected]

www.kunstmuseum-ahlen.de

Leserkommentare

Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.