Spiel auf dem See: Aida © Kamil KlochMieczyslaw WeinbergPlakatmotiv AIDADie atemberaubende Kulisse der Wüstenoper AIDA

In der Fremde

Giuseppe Verdis spektakuläre Oper Aida ist auch in diesem Sommer wieder am und im Bodensee zu erleben. Das weitere Programm des Festivals steht ganz in Zeichen der Thematik „In der Fremde“. Im Mittelpunkt steht eine Werkretrospektive des vergessenen polnischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg (1919–1996).
Platz der Wiener Symphoniker 1, A-6900 Bregenz

Spiel auf dem See
Die unglückliche Liebesgeschichte zwischen der äthiopischen Prinzessin Aida – einst als Sklavin an den Nil verschleppt – und dem ägyptischen Feldherrn Radames war im Sommer 2009 in Bregenz in einer ganz neuen Interpretation zu sehen. Regisseur Graham Vick und Bühnenbildner Paul Brown haben Verdis monumentale Wüstenoper Aida kurzerhand ins Wasser versetzt und mit ihrer eigenwilligen Interpretation Besucher und Kritiker begeistert. Aida ist auch im Sommer 2010 wieder als Spiel auf dem See zu sehen. Das Regieteam nutzte den Bodensee für Giuseppe Verdis monumentale Oper nicht nur als grandiose Kulisse, sondern als integralen Bestandteil der Inszenierung: So entstanden zahlrei-che Auftrittsorte für Sänger und Darstel-ler, die nicht nur am, sondern auch im Wasser liegen. Die aus Teilen einer zerborstenen Statue bestehende Bühne wird allabendlich mittels zweier riesiger Kräne vor den Augen des staunenden Publikums zusammengesetzt.
Für Intendant David Pountney ist Giuseppe Verdi ein idealer Komponist für die Bregenzer Seebühne: „Sie ist einfach ein grandioser Ort für all das, was dieser Komponist am besten beherrschte: große Leidenschaften und tragische Konflikte in mitreißende Musik zu verwandeln. Aida ist auch eine sehr moderne Parabel über Nationalismus, Kriegslust und Feindeshass und ein Stück, das zeigt, dass es in einem Krieg nur Verlierer geben kann.“
Premiere des Spiels auf dem See: 22. Juli 2010

Ein Leben zwischen Licht und Nacht – Werkretrospektive Mieczyslaw Weinberg
Unter dem Titel „In der Fremde“ steht der Sommer 2010 ganz im Zeichen des vergessenen polnisch-russischen Komponisten Mieczysl´aw Weinberg. Mieczysl´aw Weinberg (1919–1996) gilt als der eigenständigste und bedeutendste aller Schostakowitsch-Nachfolger. Die Bregenzer Festspiele widmen ihm aber nicht nur einen eigenen Schwerpunkt: In einem Symposium vom 31. Juli bis 2. August beleuchten Künstler und Musikwissenschaftler die Hintergründe von Weinbergs Leben und Werk.
Als Oper im Festspielhaus präsentieren die Bregenzer Festspiele 2010 Mieczysl´aw Weinbergs Die Passagierin als szenische Uraufführung.
Das Werk basiert auf dem gleichnamigen Roman der polnischen Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz. 1968 vollendet, wurde die Oper rund um die schicksalhafte Begegnung der ehemaligen SS-Aufseherin Lisa mit der KZ-Gefangenen Martha erst 2006 in konzertanter Form in Moskau uraufgeführt. Die Passagierin spielt in den frühen 60er-Jahren auf einem Ozeandampfer, der in Richtung Brasilien unterwegs ist. An Bord befindet sich auch ein deutscher Diplomat, der in Begleitung seiner jungen Ehefrau Lisa nach Südamerika reist, um dort einen neuen Posten anzutreten. Zu ihrem großen Schrecken erkennt Lisa unter den anderen Passagieren eine Frau, die sie eigentlich für tot hält. Angesichts dieser schockierenden Begegnung offenbart sie ihrem Ehemann, dass sie einst SS-Aufseherin in Auschwitz war.
Von nun an wechselt der Schauplatz der Oper zwischen dem Schiff und dem Konzentrationslager Auschwitz hin und her: Während Lisa versucht, die Erinnerung an ihre zwiespältige Beziehung zu der Lagergefangenen Martha zu bewältigen, kämpft ihr Mann mit der Enthüllung einer Vergangenheit, die ihm seine Frau in einem völlig neuen Licht zeigt.
Die Passagierin gilt als Werk von außergewöhnlicher Originalität und gigantischen Ausmaßen. David Pountney wird Weinbergs Meisterwerk inszenieren.
Premiere: 21. Juli 2010

Was ist Kunst – und darf man Geld mit ihr verdienen?
Das Portrait, Weinbergs satirische Oper nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Nikolai Gogol, zeichnet das treffende Bild einer korrupten Kunstgesellschaft. Der talentierte, aber erfolglose Maler Chartkov wird mithilfe eines verfluchten Porträts, das in seine Hände gerät, zum gefeierten Society-Künstler. Die Reichen und Berühmten der Stadt liegen ihm zu Füßen, Chartkovs Einnahmen fließen, er ist auf jeder Party und in aller Munde. Als der Maler jedoch erkennt, dass er damit die eigentliche Kunst verraten hat, zieht er radikale Konsequenzen. Weinberg schuf ein thematisch zeitloses Werk und stellte gleichzeitig sein komisches Talent unter Beweis.
Premiere: 31. Juli 2010, Theater am Kornmarkt

Orchesterkonzerte 2010
In seinen hoch emotionalen und tief bewegenden Orchesterwerken hat Mieczyslaw Weinberg ein Dasein in Emigration und Verfolgung nicht nur verarbeitet: Allen Widrigkeiten zum Trotz ist es ihm gelungen, zeit seines Lebens Gelassenheit und Friedfertigkeit zu bewahren. Weinbergs Musiksprache erstreckt sich von folkloristisch geprägter Schlichtheit über postromantische Fülle bis zur expressionistischen Explosivität. Aber auch seine Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs und sein Exil haben den Charakter seines Schaffens entscheidend geprägt.
Die Orchesterkonzerte der Wiener Symphoniker, des Symphonieorchesters Vorarlberg und des Kammerorchesters MusicAeterna aus Nowosibirsk präsentieren seine eindrucksvollsten Werke. Am Pult der Wiener Symphoniker steht sowohl am 25. Juli als auch am 1. August der dem Festspielpublikum bestens bekannte russische Dirigent Wladimir Fedosejew. Im Rahmen von „Musik & Poesie“ ist im Seestudio Weinbergs intimere Kammermusik zu erleben, gepaart mit Gedichten von Ossip Mandelstam, Marina Zwetajewa, Anna Achmatowa und Joseph Brodsky.

Schauspiel 2010
Das Deutsche Theater Berlin ist zurück in Bregenz! Zum Auftakt der neuerlichen Zusammenarbeit bringen die „Berliner“ einen Klassiker, Joseph Conrads Herz der Finsternis, und ein neues Stück Gegenwartstheater, Lukas Bärfuss’ Öl, an den Bodensee.
Herz der Finsternis, Kapitän Marlows Fahrt ins Zentrum des Schwarzen Kontinents, ist ein Stück über den Weg des europäischen Virus durch den afrikanischen Körper, über die Ängste und Denkweisen der Kolonisatoren und deren Wandlungen in der Begegnung mit dem unbegreiflich Fremden.
Premiere: 14. August 2010, Theater am Kornmarkt

Ein ähnliches Thema beschreibt der Dramatiker Lukas Bärfuss in seinem neuen Stück Öl, allerdings über 100 Jahre später: das Vordringen in die Fremde, den Willen zur Vereinnahmung des Unbekannten.
zu sehen ab 19. August 2010

„Kunst aus der Zeit“
Im Rahmen von „Kunst aus der Zeit“ wird das Festspielmotto „In der Fremde“ aus etwas anderen Blickwinkeln beleuchtet: Dies geschieht im kommenden Sommer einerseits mit der Uraufführung der Oper Jacob’s Room des amerikanischen Elektronikpioniers Morton Subotnick. Jacob ist der Überlebende eines Völkermords – wann und wo, bleibt der Fantasie der Zuschauer überlassen. Er wird von seiner Vergangenheit heimgesucht, geplagt von der Schuld, überlebt zu haben, was andere ihr Leben gekostet hat. Seine eigene Mutter hat sich für ihn geopfert, und er war Zeuge dieser Tat. Jahre später versucht Jacob, sich von all diesen Schuldgefühlen zu befreien.
5. und 7. August 2010, Werkstattbühne

Und andererseits mit Out of Context des bekannten belgischen Choreografen Alain Platel, der mit seiner Ballettkompanie
C de la B am 13. und 14. August auf der Werkstattbühne in Bregenz gastiert. Der Choreograf und Tänzer Alain Platel verbindet auf der Bühne Dinge, die scheinbar nicht zusammengehören, und überschreitet mit seinen Choreografien immer wieder die Grenzen zwischen Tanz, Theater, Musik und bildender Kunst.
13. und 14. August 2010, Werkstattbühne

Die drei „Kunst aus der Zeit“-Konzerte sind aus freien Assoziationen rund um den Begriff „fremd“ entstanden. Christoph Stradner und Luca Monti, wohlbekannt für ihre radikalen und theatralischen Konzepte, nennen ihr Programm 2010 „Suite Exotika“.
Das Ensemble Lux, welches das Bregenzer Publikum im Sommer 2008 mit seiner außergewöhnlichen Virtuosität bezaubert hat, präsentiert Werke von Komponisten, die außerhalb ihrer Heimatländer leben und arbeiten, darunter auch zwei Auftragswerke von „Kunst aus der Zeit“. Das oenm kehrt mit einem Konzertprogramm nach Bregenz zurück, dessen Fokus auf der Kombination von Musik und Video liegt. Ein VJ, für den die Welt der Neuen Musik genauso fremdartig und seltsam ist wie für manche Konzertbesucher, wird live zur Musik seine Bilder kreieren.
Zusätzlich zu dieser Serie soll im Rahmen von „Kunst aus der Zeit“ aber auch weiterhin den Werken österreichischer Künstler ein besonderer Stellenwert zukommen. Diesmal mit einem Porträtkonzert des Komponisten Johannes Maria Staud, gespielt vom Wiener Concert Verein.

Förderung und Mobilität
Die Förderung von wichtigen Kulturereignissen und -Institutionen hat bei Mercedes-Benz Österreich Tradition. Mercedes-Benz Österreich ist seit nunmehr zwölf Jahren Partner der Bregenzer Festspiele und sorgt mit einem Fuhrpark von Pkw und Transportern für die Mobilität der Künstler und des Organisationsteams. Mercedes-Benz Österreich Geschäftsführer Mag. Bernhard Denk: „Die atemberaubende Kulisse der Seebühne in Verbindung mit den hochkarätigen Inszenierungen machen die Bregenzer Festspiele einzigartig. Wir freuen uns, dass wir mit einem hochwertigen Fuhrpark zum reibungslosen Ablauf der Festspiele beitragen können.“ Zum Fuhrpark der Bregenzer Festspiele 2010 zählen das neue E-Klasse T-Modell mit permanentem Allradantrieb 4MATIC, die variable B-Klasse sowie der geräumige und robuste Vito-Transporter. Mercedes-Benz Österreich tritt im Rahmen der Kooperation mit den Bregenzer Festspielen zudem als Titelsponsor von Mieczysl´aw Weinbergs Oper Die Passagierin auf.

Informationen
21. Juli bis 22. August 2010
Tickets und Infos: Tel. (+43-55 74) 407-6
www.bregenzerfestspiele.com

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