Bild: Ein chinesischer Arbeiter beim Bau der Eisenbahnlinie Yunnan–Burma, Burma 1942 Bild: Die Nuba, Kordofan 1949

George Rodger: Abenteurer und Fotograf

Diese erste Retrospektive über George Rodger in Deutschland präsentiert eine Auswahl seiner bedeutendsten Fotografien. Gezeigt werden rund 100 Werke aus den Jahren von 1940 bis 1949.
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George Rodger wird 1908 in Hale, Cheshire, geboren. Schon früh ist er fasziniert von den bedeutenden Erzählern Robert Louis Stevenson, Joseph Conrad und Henry Rider Haggard. 1925 heuert er auf einem britischen Trampschiff als auszubildender Deckoffizier an. Nach zwei Weltumsegelungen mit der britischen Handelsmarine und einigen harten Jahren, die er als Saisonarbeiter während der Wirtschaftskrise in Amerika verbringt, kehrt Rodger 1936 verarmt in seine Heimat zurück. Doch sein zukünftiger Lebensweg als professioneller Fotograf zeichnet sich schon bald ab. Er wird zunächst vom Listener Magazine der BBC angestellt und arbeitet ab 1938 für die Black Star Agency. Durch seine Aufnahmen während des „London Blitz“ – des Angriffs der deutschen Luftwaffe auf London – wird das LIFE Magazine auf ihn aufmerksam und engagiert ihn als Kriegskorrespondenten. Seine „Kriegsodyssee“ beginnt: Ab Dezember 1940 dokumentiert Rodger zunächst vor allem die Truppenbewegungen der Forces Françaises Libres (FFL) in der Libyschen Wüste, im Tschad und in Eritrea. Von dort gelangt er in das von den Italienern besetzte Abessinien (Äthiopien), nach Syrien und nach Libyen. Eine weitere äußerst riskante Kriegsreportage führt ihn nach Burma.
1943, während seines Einsatzes in Italien, lernt er Robert Capa kennen. Die beiden Kollegen werden enge Freunde. Rodger fotografiert die Befreiung von Frankreich, Belgien und Holland durch die Alliierten. Er ist einer der ersten Fotografen, der die Öffnung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen im April 1945 dokumentiert. Geprägt durch dieses traumatische Erlebnis, beschließt Rodger, nie wieder als Kriegsberichterstatter zu arbeiten.
1947 gründet George Rodger gemeinsam mit Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, David Seymour und William Vandivert die Fotoagentur Magnum zur Eigenverwertung ihrer Urheberrechte. Jedes Gründungsmitglied spezialisiert sich zunächst auf einen Kontinent. Rodger wird Afrikakorrespondent. Seine erste ausgedehnte Reise führt ihn 34000 Kilometer quer durch Afrika von Kapstadt nach Kairo. Die damals entstandenen Aufnahmen von Ritus und Alltag der Nuba beeindrucken durch ihre ungewöhnliche Vertrautheit und Nähe.
Diese erste Retrospektive über George Rodger in Deutschland präsentiert eine Auswahl seiner bedeutendsten Fotografien. Gezeigt werden rund 100 Werke aus den Jahren von 1940 bis 1949. Zur Ausstellung ist die Monografie George Rodger, Unterwegs 1940–1949, Tagebuchaufzeichnungen eines Fotografen und Abenteurers bei Hatje Cantz in einer deutschen und einer englischen Ausgabe erschienen. George Rodgers Ansatz der Berichterstattung ist von Anfang an persönlich. Nie schweift er in Verallgemeinerungen oder ins Politische ab, sondern berichtet genau und ohne Übertreibung von dem, was sich vor seinen Augen abspielt. Ein Weltbürger ohne patriotische Ambitionen vermittelt uns hier auf seine persönliche Weise Geschichte. In seinem Vorwort zu Desert Journey (London, The Cresset Press 1944) vermerkt Rodger: „Mein Tagebuch begann ich aus eigenem Interesse zu führen, aber auch für Freunde, die es nach meiner Rückkehr lesen sollten. Die Aufzeichnungen zu diesem Buch stammen daher aus jenem Tagebuch; obwohl ich im Verlauf meiner Reisen mehrere Kampfgebiete besuchte, ist das Buch eher ein Reisebericht als eine Kriegschronik. Ich erhebe darin keinerlei Anspruch auf Analyse – unternehme keinen Versuch, die Strategie der verschiedenen Feldzüge zu kommentieren, die Vergangenheit zu kritisieren oder die Zukunft zu prophezeien. Ich schreibe nur von dem, was ich gesehen habe.“

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