Bild: Stadttheater, Foto: Peter KainrathBild: Viktoria und ihr Husar 2002, Foto: Peter KainrathBild: Publikum, Foto: Peter Kainrath

Gelebte Kultur

Ein schmuckes Stadtbild inmitten einer malerischen Landschaft, ein Kurbad und jede Menge Kultur. Das bietet Bad Hall rund ums Jahr seinen Bewohnern und vielen Gästen.

„Eine Vision ist eine wirklichkeitsnahe Vorstellung der gewünschten Zukunft“, sagt Hans Peter Holnsteiner, der kulturelle Veranstaltungsmanager des oberösterreichischen Bad Hall. Und weiter meint er: „Von einer Vision begeistert zu sein ist wohl eines der ältesten, natürlichsten und grundsätzlichen Prinzipien, mit denen Menschen sich selbst und andere begeistern und führen.“ Aber keine Angst vor (so viel) geistvoller Theorie! Hans Peter Holnsteiner ist kein abgehobener Theoretiker, sondern ein Mann der Tat. Das beweist er in seiner Funktion als Veranstaltungsmanager der Stadt Bad Hall seit 1990 auf eindrucksvollste Art und Weise.
Atypisch ist im Übrigen das Curriculum Vitae des glücklich verheirateten Vaters von drei Buben. Hier die Kurzform: 1960 in Steyr geboren, schloss er 1977 die Höhere technische Bundeslehranstalt mit der Fachausbildung Graveur ab. Danach besuchte er den Universitätslehrgang für Kulturmanagement am ICCM in Linz und hievte sich so in den Status eines akademisch geprüften Kulturmanagers. Zwischen 1980 und 1989 schloss er mit seiner Tätigkeit als technischer Angestellter der Gesellschaft für Fertigungstechnik und Maschinenbau (GFM) in Steyr wiederum an seine schulische Tätigkeit an, ehe er dann 1990 seine heutige „Arbeit“ als Kulturmanager der Stadtgemeinde Bad Hall antrat. Zwischendurch absolvierte er noch eine Regie- und Schauspielausbildung und ein Fachseminar für Bühnentechnik. Seit 2002 ist Holnsteiner so nebenbei auch „Kreativdirektor“ des Rings der europäischen Schmiedestädte. Bei der Steyrer Volksbühne und im Bereich des Kindertheaters ist er seit 1983 aktiv. „Ich habe mein Hobby zu meinem Beruf gemacht, somit habe ich die Freude, immer das machen und vermitteln zu dürfen, was meinen Werten und Wünschen entspricht“, kommentiert Holnsteiner seinen beachtlichen Lebensslalom auf der von ihm gewählten Strecke. Die Erfahrungen, die er dabei gesammelt hat, sind das eine Standbein seines nunmehr 18-jährigen erfolgreichen Wirkens in der und für die Kultur, seine unbändige Lust an der Sache das andere. Ein Glücksfall einer Symbiose!
Das Stadttheater Bad Halls mit seinen 460 Plätzen (eine Kapazitätserweiterung auf rund 600 ist in Planung) bietet seinen Gästen alljährlich Oper, Musical, Theater und Kabarett. Ein verständlicherweise kostspieliges Konzept, das, wie Holnsteiner ergänzt, „der Gemeinde zehn Prozent ihres jährlichen Budgets wert ist“ und sich aber andererseits durch eine Auslastung, die nahe der 100-Prozent-Marke liegt, rechtfertigt. Entsprechend hoch sind selbstverständlich auch die Karteneinnahmen sowie die zusätzlichen Einkünfte durch die Umwegrentabilität, die sich für die Stadt und die Nahregion ergeben. Holnsteiner ist (auch) ein Rechenmeister, ein Zahlenmensch und macht somit bestimmt „keine Rechnung ohne den Wirt“, wie es eine alte österreichische Volksweisheit sinnvoll und dringlich empfiehlt.
2009 steht unter anderem Folgendes auf dem Programm: Franz Lehárs Operette Der Graf von Luxemburg (bis 8. August), Galt MacDermots Musical Hair (10. Oktober bis 14. November), am 12. September ein Kabarettabend, an dem Die Brennesseln ihr Programm Auf Schrott und Trott präsentieren, und am 19. September gebenen Lei Drei ihr Programm Mission X zum Besten. Alles überaus sehenswert, keine Frage.
Die Eigenproduktionen folgen auf der künstlerischen Ebene einem mittlerweile erprobten, klaren Konzept. Modern, ohne modernistisch zu sein, ohne die Tradition der jeweiligen Werke zu zerstören und, selbstredend, von größtmöglicher künstlerischer Qualität. Das eigene Orchester, so Holnsteiner, dessen Mitglieder einzeln jährlich engagiert werden, besteht zum größten Teil aus Musikern, die „Jahr für Jahr wiederkommen. Dadurch werden neue Mitglieder mehr oder weniger problemlos integriert, und der harmonische Klang bleibt erhalten.“ Worüber sich der Manager naturgemäß freut: „Praktisch alle Künstler, die einmal bei uns waren, kommen gern wieder. Wir kümmern uns auch entsprechend um sie. Das beginnt bei der Unterbringung und endet beim Wein, den wir ihnen kredenzen, der dann auch ein bisschen was kosten darf.“ Salopp nennt Holnsteiner das „blöde Kleinigkeiten“. Wir modernen Epikureer – und Hand aufs Herz: Wer ist das nicht ein bisschen? – wissen, dass sie das weiß Gott nicht sind!
Auf der jetzigen kulturellen Realität in Bad Hall aufbauend, hat Holnsteiner in Übereinstimmung mit den Bürgern und Gemeindevertretern Zieldarstellungen bis 2020 parat: „Die Vermarktung Bad Halls als Kultur- und Wellnessort mit außergewöhnlichem Flair, die Weiterführung der Operetten- und Musicalfestspiele, Etablierung als Kabarettstandort, der Um- beziehungsweise Zubau des Theaters. Verstärkt – was ja schon passiert – große nationale und internationale Künstler vor Ort zu präsentieren und einiges mehr.“
„Meine Vision ist eine gelebte Kultur in einer pulsierenden Kleinstadt inmitten des Städtedreiecks Linz, Wels und Steyr. Ein Theaterbetrieb, in dem sich Publikum, Künstler und Kulturschaffende gleichermaßen wohlfühlen.“ Wie Holnsteiner das andenkt, drückt er mit einem Zitat von Antoine de Saint-Exupéry treffend aus: „Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, die Holz beschaffen, Werkzeuge vorbereiten, Holz bearbeiten und zusammenfügen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, unendlichen Meer!“

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