Foto: Regisseur Gerd Heinz bei der ProbenarbeitFoto: Hans-Georg Priese als Parsifal mit GralsrittenFoto: Anna Maria Dur als Kundry

Parsifal – erstmals in Meiningen

Mit der zu Recht umjubelten Premiere von Richard Wagners Parsifal unterstrich das Theater Meiningen seine qualitativen künstlerischen Ambitionen nachhaltig.
Bernhardstraße 5, D-98617 Meiningen

Richard Wagner und Meiningen – ein unendliches Kapitel. Hans von Bülow, einer der bedeutendsten Wagner-Dirigenten seiner Zeit (Uraufführungen von Tristan und Isolde und Die Meistersinger von Nürnberg), wurde von Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen zum Leiter der Hofkapelle ernannt, ein Amt, das er von 1880 bis 1885 ausübte. Orchestermusiker und Bühnen- und Kostümbildner (Brüder Brückner) waren unverzichtbarer Bestandteil der zu Wagners Lebzeiten abgehaltenen ersten Bayreuther Festspiele. All die Jahre des vorigen Jahrhunderts blieben die Werke Richard Wagners wesentlicher Bestandteil der Meininger Spielpläne. In der Zeit nach der Wiedervereinigung verdienen es zwei Projekte, wegen ihrer überregionalen Ausstrahlung besonders hervorgehoben zu werden: Die Meistersinger von Nürnberg in der Inszenierung von August Everding und Der Ring des Nibelungen in der Inszenierung von Christine Mielitz. Der komplette Zyklus an vier aufeinanderfolgenden Tagen erreichte weit über Deutschland hinaus großen Zuspruch.
Das Meininger Theater wagte sich nun erstmals in seiner langen Theatergeschichte an eine szenische Umsetzung des letzten Werks Richard Wagners, seines Bühnenweihfestspiels Parsifal. Für die Inszenierung konnte der renommierte Regisseur Gerd Heinz gewonnen werden, für den dieses Werk – wie auch für den Großteil der Sänger – eine erste szenische Umsetzung auf der Bühne bedeutet. Mit wenigen Ausnahmen (so zum Beispiel hat Anna Maria Dur die Rolle der Kundry bereits mehrmals gestaltet) gilt dies auch für Dirigent Hans Urbanek und die Interpreten der wichtigsten Rollen des Werks. Gerd Heinz legt in seiner Arbeit großen Wert auf die Umsetzung des Mythos. Den Ausstattern, Rudolf Rischer als Bühnenbildner und Monika Frenzel als Kostümbildnerin, ist eine zeitlose, nicht gewaltsam aktualisierte Umsetzung dieses Themas wichtig.
Parsifal ist das letzte Werk im Schaffen Richard Wagners. Mehr als 40 Jahre hat er sich mit diesem Thema befasst. Erst nach der Fertigstellung des Rings und mit der Errichtung des Bayreuther Festspielhauses ging er an die Realisierung dieses Stoffs, der in seiner Behandlung etwas ganz anderes als die Bühnenwerke seiner Zeit werden sollte und wofür er den Titel „Bühnenweihfestspiel“ prägte. Nach Wagners Intentionen sollte Parsifal ausschließlich in Bayreuth gespielt werden, nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist hat es bald die großen Bühnen der Opernwelt erobert.

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