Foto: Studentinnen der Burg GiebichensteinFoto: Glücksbringer von Findelkindern, The Foundling Museum LondonFoto: Hallumination am Löwengebäude der Martin-Luther-UniversitätBild: Lyonel Feininger, Manhattan II, 1940Foto: Die 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von NebraFoto: Abschlusskonzert der Händel-Festspiele in der Galgenbergschlucht

nur bei uns. 2009 in Halle an der Saale

So viel Händel war nie: 250 Jahre nach seinem Tod bestimmt der Komponist den Rhythmus der Stadt und gibt den Takt für das Jahr vor – nicht allein wegen der traditionell für ihn ausgerichteten Festspiele.

Im Jubiläumsjahr 2009 haben die Feierlichkeiten freilich sehr viel früher begonnen, und sie enden mit einem furiosen Finale, zu dem am 22. Oktober der welt-weit gefeierte Opernstar Cecilia Bartoli zu einem Galakonzert erwartet wird. Zuvor aber erlebt das Publikum rund 200 Veranstaltungen mit mehr als 2000 Mitwirkenden, die ganz im Zeichen des Barockkomponisten stehen. Allein zu den Festspielen, wenn vom 4. bis 14. Juni „Händel – der Europäer“ gefeiert wird, stehen 80 Aufführungen auf dem Programm.
Nachdem im Februar ein Festkonzert das Jubiläumsjahr eröffnete, rückt am 14. April – Händels Todestag – sein Geburtshaus ins Zentrum des Interesses. Eine neue Dauerausstellung zeichnet im sanierten Händel-Haus die Lebenswege des Barockmeisters nach. In der anschließenden Gedenkwoche eröffnet am 19. April ein Konzert aus der Marktkirche den „Handel Special Day“, bei dem 40 Rundfunkanstalten Händels Musik in zahlreiche Länder übertragen.
Die Jubiläumsfestspiele im Juni sind programmatisch geprägt von Händels früher Kammermusik, den italienischen Kantaten und seinen Opern. Inszenierungen von Floridante, Alcina, Serse, Ariodante und Belshazzar werden mit der Oper Halle und dem Goethe-Theater Bad Lauchstädt vorbereitet. Daneben erklingen Aufführungen hochkarätiger Barockspezialisten wie Trevor Pinnock and Friends, Le Concert des Nations unter Jordi Savall und The English Concert.
Nur wenige Schritte vom Händel-Haus entfernt thematisiert in diesem Jahr auch die Stiftung Moritzburg den Komponisten. Georg Friedrich Händel im Bilde. Wanderungen eines Motivs heißt vom 19. April bis 12. Juli die Sonderausstellung zum 250. Todestag des Meisters. Die Schau erzählt von der Verehrung des Künstlers zu dessen Lebzeiten und darüber hinaus. Diese Verehrung als Aneignung wird Schwerpunkt der Ausstellung sein. Zudem widmet sich das Landeskunstmuseum mit zwei Ausstellungen dem 20. Jahrhundert. In den neuen Ausstellungsräumen des 2008 eröffneten Erweiterungsbaus gesellen sich zur hauseigenen Kollektion der klassischen Moderne und zur „Brücke“-Sammlung von Hermann Gerlinger ab 17. Mai Arbeiten Lyonel Feiningers: Die erste große Sonderausstellung im neuen Erweiterungsbau präsentiert das bislang in Deutschland weitgehend unbekannte amerikanische Spätwerk des Bauhaus-Meisters. In der im November folgenden Sonderausstellung Eine Krone für die Stadt. Walter Gropius im Wettbewerb wird dann die Geschichte eines Architekturwettbewerbs dokumentiert, den die Stadt Halle 1927 ausschrieb. Realisiert wurde keiner der Entwürfe für ein neues Stadtzentrum, die Zeichnungen von den bedeutendsten Architekten der klassischen Moderne aber wurden wiederentdeckt und werden erstmals wieder öffentlich gezeigt.
Die Franckeschen Stiftungen schlagen mit ihrer Jahresausstellung eine Brücke zu Händel – und nach London: Kinder, Krätze, Karitas. Waisenhäuser in der frühen Neuzeit haben sie die Schau vom 17. Mai bis 4. Oktober überschrieben, die in mehr als 400 Objekten deutschlandweit erstmals die Geschichte der Waisenfürsorge vom Mittelalter bis zur Gegenwart darstellt. Zur Eröffnung am 17. Mai wird das erste Benefizkonzert rekonstruiert, das Georg Friedrich Händel als Mäzen zugunsten des Foundling Hospital in London 1749 gab. In seiner ursprünglichen Form erklang das Konzert bisher nie wieder, nun wird es nach 260 Jahren in historischer Aufführungspraxis vom Barockensemble Lautten-Compagney Berlin und dem Stadtsingechor zu Halle wieder aufgeführt.
Auch die Staatskapelle Halle stellt sich am 27. Juni in den Dienst des Barock und lädt zur „Englischen Nacht“ auf den halleschen Marktplatz. Eine genreübergreifende Uraufführung trägt das neue theater mit Anaesthesia – Ein Pasticcio von Nico and the Navigators zum Händel-Fest bei. Das Thalia Theater präsentiert eine Stückentwicklung zum Schicksal barocker Kastraten, ehe es im Sommer auf den Universitätsplatz zieht, der zum Aufführungsort von Franziska Linkerhand wird. Und noch bevor das Opernhaus seine Festspielproduktion Floridante zur Premiere bringt, gehört die Bühne einem bekannten Herrn: Am 9. Mai hat Der brave Soldat Schwejk Premiere.
Ein erster Höhepunkt im Premierenkalender der Kultur GmbH für die kommende Saison steht zudem ebenfalls bereits fest: Am 28. August wird Eric Woolfsons Musical Edgar Allan Poe – More Tales of Mystery and Imagination in Halle uraufgeführt.
Einen weiteren Höhepunkt im Jahreslauf bildet die 8. Lange Nacht der Wissenschaften am 3. Juli. Vor einem Jahr waren es rund 20000 Besucher, die an mehr als 75 Orten einen Blick hinter die Türen von Laboren, Instituten, Sammlungen, Museen, Kliniken und Bibliotheken warfen. Diesmal geht es wieder zu später Stunde durch die Stadt, wenn von 18 bis 1 Uhr Forscher ihre Arbeitsergebnisse mit originellen Experimenten präsentieren, Ausstellungen öffnen, Fachleute kurzweilig referieren und Studierende Fragen beantworten. Ebendies tun wenige Tage später auch die Studierenden der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design, wenn sie vom 17. bis 19. Juli zur Jahresausstellung einladen. Nach der Prüfungszeit funktionieren sie für diesen Termin Seminarräume, Ateliers und Werkstätten zu Ausstellungsflächen um und zeigen dort die im Studienjahr 2008/09 entstandenen künstlerischen und gestalterischen Arbeiten – ein reizvolles Angebot mit vielen Überraschungen.
Das Landesmuseum für Vorgeschichte hingegen hat das Herzstück seiner Dauerausstellung längst gefunden: Die Himmelsscheibe von Nebra bildet nach der Generalsanierung des Gebäudes das Zentrum in der völlig neu gestalteten Schau. Dass zahlreiche archäologische Funde der jüngeren Vergangenheit und der umfangreiche Sammlungsbestand mit weit mehr als zehn Millionen Objekten immer neue, reizvolle Themen anbieten, sichert die Zukunft dieses europaweit geachteten Hauses – auch weit über das aktuelle Händel-Jahr hinaus.

Informationen
Tourist-Information
Marktschlösschen/Marktplatz 13
D-06108 Halle an der Saale
Tel: +49 345 1229984
[email protected]
www.stadtmarketing-halle.de

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