Chansons von Friedrich Cerha

24. Juli 2015
Agnes Heginger – Chansonnière; Mathilde Hourisangou – Klavier; Andreas Moser – Perkussion; Michael Seifried – Kontrabass; Studio Dan & Agnes Heginger spielen „Eine Art Chansons“ und „Eine letzte Art Chansons“ von Friedrich Cerha.

Eine Art Chansons nennt Friedrich Cerha seinen Lieder-Zyklus, in dem er Texte der Wiener Gruppe (ErnstJandl, Friedrich Achleitner u.a.) vertont. Dazu schreibt er: „Insgesamt hat es mich gereizt, an Stelle der gepflegten Aura des Lieds die Direktheit des Chansons anzupeilen, die sakrifizierten Bereiche der ‘Großkunst’ einmal hinter mir zu lassen, mich auf dem gefährlichen Terrain der ‘Kleinkunst’ zu bewegen und bei Wahrung des musikalischen Qualitätsanspruchs – teilweise spielerisch – Verhaltens- und Reaktionsweisen zu überspitzen, ins Absurde zu überdrehen oder auch das Schaurig-Banale an der Realität unmittelbar zu zitieren.“

Agnes Heginger wurde nach einer fulminanten Aufführung einiger Chansons vom Komponisten persönlich dazu ermutigt die ganze Sammlung aufzunehmen und als CD zu veröffentlichen.

Agnes Heginger, geboren in Klagenfurt, aufgewachsen in Wien. Besuch des Wiener Musikgymnasiums, Studium des klassischen Sologesangs am Konservatorium der Stadt Wien. Abbruch des Studiums und Wechsel an die Kunstuniversität Graz, dort Studium des Jazzgesangs, Abschluss mit ausgezeichnetem Erfolg. Arbeitsstipendium der Kunstuniversität Graz, im Zuge des Stipendiums u.a. Fortbildungen in Berlin, Bern und Stockholm. Unterrichtstätigkeit seit 1993, Gesangsdozentin der Linzer Anton-Bruckner-Privatuniversität/ Abteilung Jazz (JIM) seit 2001. War als Gastdozentin an der Universität der Künste Berlin (JIB), sowie an der Swiss Jazz School Bern tätig. Anerkennungspreis für Musik des Landes Niederösterreich.

Die französische Pianistin Mathilde Hoursiangou, in Paris geboren und am Pariser Conservatoire National Supérieur ausgebildet, lebt seit Anfang der neunziger Jahre in Wien, wo sie sich in allen möglichen Besetzungen intensivst am musikalischen Geschehen beteiligt. Neben ihrer intensiven Beschäftigung mit der klassischen und romantischen Kammermusikliteratur liegt ein Schwerpunkt ihres vielfältigen Repertoires auf der klassisch-modernen bis zeitgenössischen Musik, für die sie sich mit Neugier und vollem Einsatz engagiert. Sie hat zahlreiche zum Teil ihr gewidmete Stücke ur- bzw in Österreich erstaufgeführt. Sie ist freies Mitglied des Klangforum Wien und Mitglied des Ensemble Phace. Mit dem Geiger Ernst Kovacic spielt sie seit über zwanzig Jahren regelmässig in Duo und grösseren kammermusikalischen Besetzungen zusammen. Sie haben das gesamte Werk für Violine und Klavier von Friedrich Cerha aufgenommen (Toccata Classics). An der Wiener Musikuniversität unterrichtet sie, neben Solokorrepetition für Streicher, auch Instrumentale Spieltechniken und künstlerische Praxis in der Neue Musik für Pianisten.

Der in Wolfsberg/Kärnten geborene Kontrabassist Michael Seifried studierte am Konservatorium in Wien und gleichzeitig an der Universität Wien Musikwissenschaft und Kunstgeschichte. Schwerpunkte seiner künstlerischen Tätigkeit sind seither neue und neueste Kammermusik und Sololiteratur. So ist er von 1993 an regelmäßiger Gast beim Klangforum Wien und seit 1996 Mitglied des Ensemble Wiener Collage, welches unter anderem im Arnold-Schönberg-Center Wien eine Konzertreihe bespielt, der Pflege der Musik der Wiener Schule ebenso gewidmet wie der Präsentation neuester Tendenzen zeitgenössischen Komponierens. Seine Orchesterengagements führten ihn seit 1988 vom Orchester der Vereinigten Bühnen Wien über das ORF-Symphonieorchester und das Bühnenorchester der österreichischen Bundestheater zum Tonkünstler Orchester Niederösterreich, dem er seit 1997 angehört – ab 2008 als Solobassist. Zuletzt solierte er mit diesem Orchester im Frühjahr 2012 mit der ÖEA von Kurt Schwertsiks Konzert. 2007 markiert den Beginn seiner Tätigkeit bei den Projekten des ÖNM Salzburg. Zudem gastiert er regelmäßig bei den Kammermusik-Konzerten des Sommerfestivals Allegro Vivo und des Festivals Grafenegg.

Friedrich Cerha: "Trotz meines hohen Alters suche ich immer noch nach Neuem. Der Weg auf dem ich suche, führt notgedrungen zu mir selbst. Es geht also auch noch immer darum, neue Seiten an mir selbst zu finden. Das intensive Erleben von Musik ist ein Weg in sich hinein - auch für den Zuhörer." Der 1926 in Wien geborene Komponist Friedrich Cerha gilt seit langem als bedeutendster österreichischer Komponist der Gegenwart. 1958 gründete er das Wiener Solistenensemble „die reihe", das er Jahrzehnte lang leitete. Bereits 1960/61 entstand der Zyklus Spiegel, ein für Cerhas Schaffen zentrales Werk. Mit seiner 1979 entstandenen Fassung des 3. Aktes von Alban Bergs Lulu machte er sich auch international einen Namen. Immer wieder setzt sich Friedrich Cerha mit unterschiedlichen Stilrichtungen wie der Zwölftonlehre, dem Neoklassizismus oder der Seriellen Musik auseinander. Dabei geht es ihm stets um emotional mitvollziehbare Entwicklungen, die sowohl seine großen Orchesterwerke als auch seine Kammermusik prägen. Zentral für sein Schaffen sind die Musiktheaterwerke. Bereits für den Zyklus Spiegel gibt es eine Version für Bewegungsgruppen, Licht und Objekte. Kurze Zeit später entsteht das erste Musiktheaterwerk Netzwerk. Ende der siebziger Jahre beschäftigt er sich mit Bertolt Brechts Baal, und es entsteht das gleichnamige Werk, in dem Cerha vor allem das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft thematisiert. Weitere Werke wie Der Rattenfänger (1984-1986) und Der Riese vom Steinfeld (1997) folgen. Zu seinen wichtigsten Orchesterwerken zählen die Langegger Nachtmusik III sowie Impulse für Orchester. In den letzten Jahren sind zahlreiche Solo-Konzerte entstanden, darunter das Konzert für Violine und Orchester (2004), das Konzert für Sopransaxophon und Orchester (2003/2004) und das Klarinettenkonzert (2009). Im Herbst 2009 wurde das Konzert für Schlagzeug und Orchester (Martin Grubinger, Mozarteumorchester Salzburg) uraufgeführt. Weitere Uraufführungen von Orchesterwerken wie Instants (WDR Symphonieorchester), Like a Tragicomedy (BBC Philharmonic Orchestra) und, im Rahmen der Wiener Festwochen 2010, Kammermusik für Orchester (ORF Radio Symphonieorchester) folgten. Sowohl die Salzburg Biennale als auch das Festival Wien Modern widmeten Friedrich Cerha 2011, dem Jahr seines 85. Geburtstages, Festivalschwerpunkte, und die darauf folgenden Uraufführungen zeugen von Friedrich Cerhas ungebrochener Schaffenskraft. Nachdem im Oktober 2011 seine Paraphrase über den Anfang der 9. Sinfonie Beethovens einen großen Beethoven-Zyklus des Gewandhauses zu Leipzig eröffnet hat, brachten die Neuen Vocalsolisten im Februar 2012 sein Werk Zwei Szenen beim ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart zur Uraufführung. Mit einem neuen Orchesterwerk von Friedrich Cerha eröffnet das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich seine Konzertsaison 2012/2013. Vier von insgesamt Elf Skizzen werden in drei Konzerten zur Uraufführung kommen. Im Juni 2013 präsentierte das Münchener Staatstheater am Gärtnerplatz in Zusammenarbeit mit der Volksoper Wien die Premiere von Friedrich Cerhas neuer Oper Der Präsident. Neben seiner Kompositionstätigkeit lehrte Friedrich Cerha bis 1988 an der Hochschule für Musik in Wien. Zu seinen Schülern zählen Georg Friedrich Haas und Karlheinz Essl. Friedrich Cerha ist Träger des Großen Österreichischen Staatspreises, Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften sowie Officier des Arts et Lettres. Die Biennale di Venezia verlieh ihm 2006 den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk. Friedrich Cerha ist außerdem Preisträger des oft als „Nobelpreis der Musik" bezeichneten Ernst von Siemens Musikpreises, der ihm im Rahmen eines musikalischen Festaktes im Juni 2012 verliehen wurde.

Friedrich Cerha wird bei dem Konzert anwesend sein.

Details zur Spielstätte:
Hauptstraße 41, A-4694 Ohlsdorf
Im Rahmen des Festivals:
Salzkammergut Festwochen Gmunden

Veranstaltungsvorschau: Chansons von Friedrich Cerha - MEZZO

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