Die Oper „Manon“ von Jules Massenet ist wohl jedem Opernfreund ein Begriff. Kaum jemand weiß aber, dass sich Massenet zehn Jahre nach seiner berühmten „Manon“ noch einmal mit diesem Themenkreis befasst und den zauberhaften Einakter „Le Portrait de Manon“ komponiert hat. Es handelt sich hier nicht nur um eine Fortsetzung der Geschichte in intimerem Rahmen, Massenet spielt auch mit musikalischen und dramaturgischen Reminiszenzen an seine berühmte Oper, und so entsteht eine sehr spezielle Mischung aus Drama, Leichtigkeit und Witz. Und Massenet, der Meister der „Grand Opéra“, beweist seine Qualitäten auch auf kleinem Raum ganz wunderbar, etwa seine Gabe, hinreißende Melodien zu erfinden oder den zarten, spätromantischen Charme seiner Harmonien. In ihrer Zeit erfreute sich diese Kammeroper deshalb großer Beliebtheit, heute ist sie
fast vergessen. Nun möchte man sie aus der Versenkung heben. Und obwohl der Operneinakter 120 Jahre alt ist, wird die Sensation einer gleich doppelten Erstaufführung präsentiert: Erstens wurde das Werk in Österreich noch nie gespielt und zweitens ist es in der Übersetzung unserer Regisseurin (und um zwei kurze Einlagen aus dem berühmten Schwesternwerk ergänzt) überhaupt erstmals in deutscher Sprache zu erleben, und zwar unter dem Titel „Das Bildnis der Manon“.