Foto: Dido and Aeneas


Henry Purcell - Dido and Aeneas

18. Aug. 2015
Oper in drei Akten von Henry Purcell (1659–1695), Libretto von Nahum Tate (1652–1715) nach dem Epos Aeneis von Vergil (19. v. Chr.), Konzertante Aufführung mit deutschen und englischen Übertiteln

Eine verwitwete Herrscherin, die sich zu einer neuen Liebe durchringt und sich das Leben nimmt, als ihr Geliebter sie verlässt: Als Dichter und Komponisten ab dem späten 16. Jahrhundert die in Vergils Aeneis erzählte Geschichte des trojanischen Helden Aeneas und der Karthagerkönigin Dido für die Bühne entdeckten, interessierte sie vor allem die emotionale Perspektive der Frau. Das gilt – trotz des Titels – auch für Henry Purcells erste und einzige, um 1684 entstandene Oper Dido and Aeneas, die in Salzburg in einer außergewöhnlichen, um eine weibliche Sprechrolle ergänzten Form zur Aufführung gelangt. Gleich zu Beginn wird Dido als innerlich Zerrissene porträtiert, die sich von ihrer munteren Vertrauten Belinda nur widerstrebend ermutigen lässt, ihrem Herzen zu gehorchen. Und Didos Untergang ist nicht bloß eine Folge von Aeneas’ göttlich verordnetem Aufbruch Richtung Rom, sondern geschieht in bewusster Zerstörungsabsicht: Am Werk sind eine bösartige Zauberin und ihr Gefolge, welche die damalige Begeisterung für die Hexenszenen in Shakespeares Macbeth widerspiegeln und Purcell zu schauriger oder auch grotesker Musik inspirierten. Auf den Hexenzirkel folgt in größtem Gegensatz ein pastorales Idyll während der königlichen Jagd, der einzige Ruhepunkt einer Handlung, die rasch auf das tragische Ende zusteuert. Mit einer Dauer von kaum einer Stunde ist Dido and Aeneas eine Oper im Miniaturformat. Umso mehr faszinieren ihre emotionale und atmosphärische Bandbreite, die Vielfalt an Formen – darunter mehrere Chöre und Tänze –, die einander in schneller Folge abwechseln. Selbst Passagen, die sich im Libretto comicartig verkürzt lesen, verleiht Purcell menschliche Tiefe. Der Musikkritiker Andrew Porter äußerte einmal, er halte Dido and Aeneas für „die wohl einzige makellose Operntragödie, die je geschrieben wurde“. In ihrer schnörkellosen Wahrhaftigkeit und ihrem sicheren Gespür für dramatisches Timing bannt sie uns in jedem Augenblick, im Lamento der sterbenden Dido aber ergreift sie unser Herz: „Erinnert euch an mich, doch – ach! – vergesst mein Schicksal!“

Details zur Spielstätte:
Hofstallgasse 1, A-5020 Salzburg
Im Rahmen des Festivals:
Salzburger Festspiele

Veranstaltungsvorschau: Henry Purcell - Dido and Aeneas - Felsenreitschule

Keine aktuellen Termine vorhanden!