Wer Jazzgeschichte hautnah erleben will, der findet im "Birdland" immer wieder Gelegenheit dazu. Nun in Gestalt von Charles Tolliver. Kenner bezweifeln kaum, dass der amerikanische Trompeter darin ein beachtliches Kapitel belegt. Wie so häufig in dieser Musikgattung zählt der 1942 in Jacksonville/Florida geborene Ausnahmekönner jedoch leider zu jener Spezies von Persönlichkeiten, der die gebührende Anerkennung bis heute versagt blieb. Vielleicht liegt dies an Tollivers kompromissloser Herangehensweise, bei der er sich nie irgendwelchen Erwartungshaltungen beugte, sondern stets seinen eigenen Weg ging, auch an der Seite von Größen wie Jackie McLean, Art Blakey, Sonny Rollins, Horace Silver, McCoy Tyner, Booker Ervin, Andrew Hill oder Joe Henderson. Sein ursprünglich von Clifford Brown beeinflusstes und später von Freddie Hubbard geprägtes Hardbop-Spiel zeichnet sich durch markante Freejazz-Tupfer aus. Weil sich Tolliver aber mit beiden Beinen in der Tradition verwurzelt sieht, blieben auch seine "freieren" Einspielungen stets blueslastig und rhythmusbetont.
Mit:
Charles Tolliver (tp), Theo Hill (p), Bruce Edwards (g), Devin Starks (b), Gene Jackson (dr)