Die Pest hat ein Bergdorf verwüstet, einzig der Totengräber und die Totengräberin sind noch am Werk. Als Übriggebliebene haben sie sich alles Hab und Gut der Verstorbenen unter den Nagel gerissen – und dabei alles Menschliche verloren, wie Tiere erscheinen sie in ihrer Gier. Als sie nach dem letzten Begräbnis in ihre kleine Hütte zurückkehren, werden sie bereits vom Tod, der in doppelter Gestalt als „Er“ und „Sie“ erscheint, erwartet. Die beiden Totengräber setzen alles daran, durch eindringliches Bitten und Klagen einen Aufschub zu erhalten.
Die Vorlage zu dieser Kammeroper, einem weiteren Werk in unserer Reihe „Opera Austria“, ist der Einakter Totentanz von Franz Kranewitter. Dieser wiederum ist Teil des zwischen 1905 und 1925 entstandenen Dramenzyklus’ Die sieben Todsünden, der eine verschlossene Dorfgemeinschaft porträtiert. Kranewitter, Sohn eines Bauern und Zolleinnehmers in Nassereith, ging bei den Franziskanern in Hall in Tirol zur Schule und zog 1875 nach Innsbruck, um Germanistik zu studieren. Neben Gedichten wurde er vor allem durch Dramen wie Um Haus und Hof, Andreas Hofer und Die Teufelsbraut bekannt.