Wo Nestroy irgendeine moralische Ungleichung bemerkte, da stellte er sie ans Licht und gab sie dem Spott preis: er hatte eine außerordentliche Witterung für alles Komplizierte, Widerspruchsvolle, Vieldeutige in der menschlichen Natur und eine seltene Gabe, gerade die halben, gemischten, gebrochenen Seelenfarben auf seine Palette zu bringen. Er bevorzugte die ordinären Sorten der Bühnenliteratur: das Kolportagedrama, das Familienmelodram, den Schwank und die Posse, aber freilich im höchsten Maße veredelt, indem er ihnen seinen reifen, funkelnden, facettenreichen Geist okulierte. Alles Technische ist bei ihm gewollt primitiv, aber dieses grobe Gerüst dient ihm ja nur dazu, um daran die gestuftesten, menschenkundigsten Bosheiten aufzuhängen. Er war ein Auflöser der Romantik, ein unerbittlicher Unterminierer alles Pathos und Zerreißer lebensverfälschender Illusionen. Seine späteren Werke zerstören die romantischen Inhalte: eine lebensgefährlichere Parodie auf die Mode der Sentimentalität als der "Zerrissene" ist nie geschrieben worden.
(Egon Friedell)
Regie: Michael Gampe
Bühnenbild: Erich Uiberlacker
Kostüme: Elisabeth Binder-Neururer
Mit Martina Ebm, Marianne Nentwich, Michael Dangl, Oliver Huether, Friedrich Schwardtmann, Alexander Strobele, Siegfried Walther, Martin Zauner u.a.
Weitere Informationen - Termine:
Voraufführung: 1. Oktober 2014
Premiere: 2. Oktober 2014
An folgenden Tagen finden Vorstellungen um 15:00 und umn 19:L30 Uhr statt: 26. Oktober, 2./16./30. November 2014 und 24. Mai 2015.
Am 31. Dezember 2014 um 16:00 und um 20:00 Uhr.