Jean Mignon (nach Lucca Penni), Die Verwandlung des Aktaion, 16. Jahrhundert, Radierung museum kunst palastEric Fischl, Bad Boy, 1981, Öl auf Leinwand Privatsammlung, courtesy of Thomas Ammann Fine Art, Zürich, und Eric FischlDuane Michals, Nude Observed, 1968

Diana und Actaeon. Der verbotene Blick auf die Nacktheit

Die von Beat Wismer entwickelte, gemeinsam mit Sandra Badelt und Mattijs Visser kuratierte Ausstellung präsentiert aus internationalem Museums- und Privatbesitz stammende Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Grafiken, Fotografien und Videos, die sich in einer einzigartigen Zusammenschau dem sowohl kunst- als auch kulturgeschichtlich interessanten Themenkomplex des Eros.
Ehrenhof 4-5, D-40479 Düsseldorf

Der von Ovid in den Metamorphosen überlieferte antike Mythos erzählt die Geschichte vom Jäger Actaeon, der Diana, die Göttin der Jagd und Hüterin der Keuschheit, im Wald beim gemeinsamen Bad mit ihren Nymphen entdeckt. Die vom begehrlichen Blick überraschte, in ihrer Nacktheit ungeschützte Göttin bestraft den Menschen Actaeon, indem sie ihn in einen Hirsch verwandelt. Der Jäger wird nun von seinen eigenen Hunden, die ihn in seiner neuen Gestalt nicht erkennen, getötet.
Ausgehend von den Kunstwerken, die sich explizit auf die folgenreiche Begegnung von Diana (griechisch Artemis) und Actaeon (griechisch Aktaion) beziehen, weitet sich der Spannungsbogen der mehr als 250 Werke umfassenden, exklusiv in Düsseldorf gezeigten Ausstellung zu einem „verbotenen Blick auf die Nacktheit“. Neben Diana werden auch Aphrodite beziehungsweise Venus, Susanna, Bathseba, Kallisto, Nyssia, Phryne, Potiphars Weib und Baubo in ihrem teils dramatischen Handlungskontext vorgestellt.
Die in diesem Umfang und Zusammenhang bislang nicht gezeigte Werkschau greift unter kunstgeschichtlicher Perspektive ein Thema auf, dessen Darstellung in verschiedenen Gesellschaften und Kulturen bis heute als skandalös gewertet oder tabuisiert wird: die Darstellung der weiblichen Nacktheit bis hin zur exponierten Präsentation der Vulva.
Bewusst spiegelt die Ausstellung die voyeurhaften Komponenten wider, die jeglicher Darstellung von Nacktheit, ob keusch oder kokett, ob sittsam oder schamlos, zu eigen sind. Aber sie provoziert auch die Frage, ob es allein das Motiv oder die virtuose Sprache der Kunst ist, die hier den Betrachter zu faszinieren vermag.
Neben Gemälden aus der Antike und der älteren Kunstgeschichte, wie zum Beispiel von Jan Brueghel dem Älteren, Artemisia Gentileschi, Rembrandt van Rijn, Peter Paul Rubens und Paolo Veronese, präsentiert die Ausstellung Werke unter anderem von Pierre Bonnard, Lovis Corinth, Marcel Duchamp, Ferdinand Hodler, Gustav Klimt, Pablo Picasso, Auguste Rodin und Egon Schiele. Im Bereich der zeitgenössischen Kunst sind Positionen von Marina Abramovic´, Nobuyoshi Araki, Joseph Beuys, Balthasar Burkhard, Judy Chicago, Marlene Dumas, Eric Fischl, Pierre Klossowski, Robert Mapplethorpe, Arnulf Rainer, Cindy Sherman, Andy Warhol und anderen vertreten.

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