Bild: Ansicht vom neuen Südtrakt des Linzer Schlosses (Blick auf die gläserne Fassade und die Verbindungsbrücke zum historischenBild: Ansicht vom neuen Südtrakt des Linzer Schlosses (Gesamtansicht des Schlossmuseums inklusive neuem Südtrakt)

Neuer Südtrakt für das Linzer Schloss

Ein Kultur- und Begegnungsraum über den Dächern von Linz.
Schlossberg 1, A-4010 Linz

Nach vielen Diskussionen, Überlegungen und Planungen ist es im Hinblick auf das Kulturhauptstadtjahr 2009 gelungen, ein zukunftsweisendes Museumsprojekt für Oberösterreich zu realisieren: einen neuen Südtrakt für das Linzer Schloss, der an den historischen Schlossbau anknüpft. Mit der Wiedererrichtung des um 1800 abgebrannten Südflügels des Linzer Schlosses entsteht über den Dächern der Stadt ein Ensemble aus historischer und moderner Architektur, das größte Universalmuseum Österreichs an einem Ort. Dieses Oberösterreichmuseum, das mit seinen Sammlungen einen fundierten und breiten Überblick der gesamten Natur-, Kultur- und Kunstgeschichte von der Ur- und Frühgeschichte bis ins 21. Jahrhundert im Raum Oberösterreich gibt, ist auch Mittelpunkt eines öffentlichen Kultur- und Begegnungsraums: ein Ort mit optimalen Voraussetzungen für Konzerte, Diskussionsforen und Kulturveranstaltungen jeder Art, aber auch ein Ort, an dem man sich einfach nur trifft und austauscht, Kulinarisches aus Oberösterreich ebenso genießt wie einen herrlichen Blick auf die Stadt und ihr Umland. Wer Kontemplation und Muße sucht, wird im neu gestalteten Schlosspark fündig werden, den Innenhof mit Biotop als Ausschnitt der oberösterreichischen Naturlandschaften und ihrer Artenvielfalt genießen und den restaurierten Schlossbrunnen als Ruheanker spüren.

Eine schwebende stählerne Brücke über der Stadt
Aus dem europaweiten Architekturwettbewerb ging Anfang März 2006 das junge Grazer Architektenteam HoG (Martin Emmerer, Hansjörg Luser und Clemens Luser) als Sieger hervor. Der neue Zubau nimmt Kubatur und Lage seines historischen Vorgängers auf, ohne jedoch den Museumshof wieder völlig abzuschließen. Während sich drei Ausstellungs- und Funktionsgeschosse hinter der mächtigen Befestigungsmauer verbergen, scheint der von der Stadt aus sichtbare Baukörper über der Festungsmauer zu schweben – einer auf nur zwei Kernen lagernden, frei auskragenden Brücke gleich. Die transparente äußerste Hülle besteht aus grobmaschigem Streckmetall, dahinter befinden sich Glas- oder Massivwände. Zur Optimierung des Energiehaushalts wurde das gesamte Schloss, das heißt auch der Altbau, einer beleuchtungstechnischen Generalsanierung unterzogen und ein neues Beleuchtungskonzept entworfen, das modernen ästhetischen Anforderungen gerecht wird. Die Ostfassade des neuen Südtrakts wird als Medienfassade ausgebildet. Direkt in die Streckmetallfassade des Obergeschosses integriert, ermöglicht das neuartige System, digitale Bildwelten als Bestandteil der Museumsfront wahrzunehmen. Prof. Günther Selichar von der Kunstuniversität Leipzig hat für diese Fassade ein spezielles Kunst-am-Bau-Projekt entwickelt, das eine interaktive Steuerung der digitalen Bildwelten durch jeden Interessierten über Handy oder Internet ermöglicht.
Neue Dauerausstellungen Natur und Technik Oberösterreich
Der moderne Zubau aus Stahl und Glas bietet auf einer Fläche von 6000 Quadratmetern Raum für die beiden Dauerausstellungen Natur und Technik Oberösterreich, einen modernen Sonderausstellungsraum sowie ein großzügiges Entree mit Museumsshop, Terrasse und Restaurant. Ein eleganter Veranstaltungsraum bietet einen fantastischen Ausblick über die Dächer der Linzer Innenstadt.
Im neuen Südtrakt wird erstmals das publikumsattraktive Thema Natur in Form einer Dauerausstellung präsentiert. Lebensraumdarstellungen mit erstklassigen Präparaten, Modelle von Weltklasse, kombiniert mit lebenden Tieren in Aquarien, und neueste Technik garantieren ebenso abwechslungsreiche wie informative Museumsstunden. Die neue Dauerausstellung Technik Oberösterreich erzählt spannende Geschichten über die Astronomie sowie die Technik-, Industrie-und Wirtschaftsgeschichte Oberösterreichs. Darüber hinaus präsentiert die Ausstellung mit dem Museum Physicum, einer Sammlung von physikalischen Lehrmitteln des 18. und 19. Jahrhunderts, eine besondere Rarität. Im neuen Sonderausstellungsraum, der konservatorisch, klima- und sicherheitstechnisch den höchsten internationalen Standards gerecht wird, können Ausstellungen mit hochkarätigen internationalen Objekten gezeigt werden.
Das grüne Band Europas:
Grenze.Wildnis.Zukunft
Ganz bewusst wurde für die erste Präsentation im neuen Museumsensemble ein Thema mit europapolitischer Perspektive gewählt, ein Thema das auch für Oberösterreich von spezieller Bedeutung ist: Das Projekt Das grüne Band Europas wird im Sommer des Kulturhauptstadtjahrs eröffnet und ist eine Kooperation der Oberösterreichischen Landesmuseen mit Linz09, dem Oberösterreichischen Landesarchiv, der Oberösterreichischen Naturschutzakademie und NGOs (zum Beispiel der Internationalen Naturschutzunion IUCN und dem Österreichischen Naturschutzbund).
Das grüne Band Europas verbindet die Erhaltung von wertvollen Naturgebieten entlang dem ehemaligen Eisernen Vorhang von Skandinavien bis zur Türkei mit dem Schicksal der dort lebenden Menschen und nachhaltigen Entwicklungsmöglichkeiten. Daraus ergibt sich eine konsequente Verknüpfung von Naturgeschichte und Zeitgeschichte mit Schicksalen lokaler Naturgebiete und Zeitzeugen. Die Ausstellung arbeitet historische und aktuelle Probleme sowie Zukunftsaussichten auf und stellt sie in den Kontext „von der Todeszone zum Band des Lebens“.
4. Juli 2009 bis 8. Januar 2010

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