Giuliano Carmignola

Salzburger Pfingstfestspiele

Pfingsten in Salzburg mit Riccardo Muti Kurz nach seiner ersten Italienreise schrieb Wolfgang Amadeus Mozart die Musik zu Betulia liberata. Riccardo Muti, Spiritus Rector der Salzburger Pfingstfestspiele, realisiert zum ­Auftakt der Pfingstfestspiele 2010 eine szenische Produktion von Mozarts Oratorium mit ­seinem Orchestra Giovanile Luigi Cherubini.

Pietro Metastasio, frisch ernannter kaiserlicher Hofdichter, hatte seinen Dienstherrn nicht nur mit Opernlibretti, sondern auch mit deren geistlichen Gegenstücken zu versorgen: Zwischen 1730 und 1740 verfasste er sieben Oratorien, die Karl VI. vertonen und zur Fastenzeit in der Wiener Hofkapelle aufführen ließ.

1734 fiel die Wahl auf die biblische Geschichte der Judith: Metastasio befand seine Betulia liberata für äußerst gelungen, kaum aber dürfte er erhofft haben, dass sie mehr als 30 Komponisten als Grundlage für Vertonungen dienen würde: 1743 etwa dem Neapolitaner Niccolò Jommelli, 1771 dann dem 15-jährigen Wolfgang Amadeus Mozart.

Die Salzburger Pfingstfestspiele bieten die einmalige Gelegenheit, beide Oratorien unter der musikalischen Leitung von Riccardo Muti – und im Fall von Mozart in einer Inszenierung des italienischen Regisseurs Marco Gandini – im Vergleich kennenzulernen.

Als Jommelli 1743 das Betulia-Libretto vertonte, hatte seine große Karriere gerade erst begonnen: Bald sollte sie ihn nach Venedig, in den Petersdom in Rom und schließlich an den württembergischen Hof in Stuttgart führen. Anders als später Mozart nahm Jommelli beträchtliche Kürzungen an Metastasios Text vor und reduzierte die Personenzahl auf vier. Die Betulia ­liberata von Mozart hingegen gelangte zu dessen Lebzeiten offenbar niemals zur Aufführung.

Das „intermezzo tragico“ Piramo e Tisbe wird von einem glänzenden Sängertrio und Europa Galante unter der Leitung von Fabio Biondi zur Aufführung gebracht. Die von Ovid überlieferte Geschichte von Pyramus und Thisbe, den antiken Ahnen von Romeo und Julia, vertonte Johann Adolph Hasse gegen Ende seiner Karriere in Wien.

Komplettiert wird das Festspielprogramm zu Pfingsten von einem Solistenkonzert, in dem Giuliano Carmignola virtuose Violinsonaten überwiegend nea­politanischer Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts interpretiert. Begleitet wird er von Riccardo Doni (Cembalo), Ivano Zanenghi (Laute) und Francesco Galligioni (Violoncello).

Einen weiteren Höhepunkt bildet ein Chorkonzert mit katholischer Kirchenmusik der neapolitanischen Schule: Das von William Christie gegründete En­semb­le Les Arts Florissants präsentiert unter der Leitung von Paul Agnew italienische Passionsmusik aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
21. bis 24. Mai 2010

Informationen & Karten
Salzburger Pfingstfestspiele
Tel. (+43-662) 80 45-500
[email protected]
www.salzburgfestival.at
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Programm 2010
Azione Sacra
Betulia liberata von W. A. Mozart
Orchestra Giovanile Luigi Cherubini
Dirigent: Riccardo Muti
Regie: Marco Gandini
21., 23. Mai, 19.30 Uhr, Haus für Mozart

Solistenkonzert
Sonata da camera
Giuliano Carmignola (Violine)
Francesco Galligioni (Violoncello)
Ivano Zanenghi (Laute)
Riccardo Doni (Cembalo)
22. Mai, 11 Uhr, Stiftung Mozarteum

Oper konzertant
Piramo e Tisbe von Johann Adolph Hasse
Europa Galante
Dirigent: Fabio Biondi
22. Mai, 18.30 Uhr, Stiftung Mozarteum

Film & Musik
Napoli è una canzone
Burkhard Stangl (Gitarren, Vibrafon, Elektronik)
dieb13 (Turntables, Grammofon, ­Elektronik)
Angélica Castelló (Blockflöten, ­Elektronik)
22. Mai, 22 Uhr, Das Kino

Chorkonzert
Lamentationes
Les Arts Florissants
Dirigent: Paul Agnew
23. Mai, 11 Uhr, Haus für Mozart

Oratorium
Betulia liberata von Niccolò Jommelli
Orchestra Giovanile Luigi Cherubini
Dirigent: Riccardo Muti
24. Mai, 11 Uhr, Felsenreitschule

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