Bild: Romeo und Julia der Compagnie Los FigarosBild: Ein Sommernachtstraum: Christoph Müller-Leonhardt (Elfenkönig  Oberon) und Franziska Herrmann (Puck)Bild: Shakespeare-Festival 2009

Shakespeare-Festival im Globe Neuss

„My wooden O“ nannte Shakespeare das Globe Theatre, das 1599 am Südufer der Themse nach seinen Vorstellungen erbaut und zur Stätte unzähliger dramatischer Triumphe wurde. Ein „Oh“ entfährt auch manchem Besucher der Neusser Rennbahn, wenn er dort statt der erwarteten Jockeys, Pferde und Damen mit Hüten im Ascot-Format erstmals das Wahrzeichen des Shakespeare-Festivals vor sich sieht.
Stresemannallee, D-41460 Neuss

Das 1991 errichtete Globe Theatre ist eine maßstabsgerechte Verkleinerung des Originals, fasst ein rund 500-köpfiges Publikum und ist fast immer bis auf den letzten Platz besetzt, wenn alljährlich im Festspielsommer die unvergänglichen Stücke des Dichters aus Stratford-upon-Avon zur Aufführung gelangen.
Das Erlebnis ist tatsächlich ein „globales“, denn das zwölfeckige Gebäude mit seinen dicht im Halbrund angeordneten Sitzreihen rückt die Zuschauer hautnah an das Geschehen: Auf mehreren Ebenen kann man die Aktionen verfolgen, die vom intimen Kammerspiel bis zu veritablen Massenszenen, vom englischen Urtext und der klassischen Inszenierung bis zu fernöstlichen Idiomen reichen.
Den diesjährigen Auftakt bildet das Gastspiel der Bayerischen Theaterakademie August Everding, die den Sommernachtstraum des großen britischen Dichters gleich in zweifacher Ausgabe träumt – einmal in Gestalt des Shakespeare’schen Originals, dann aber auch in Gestalt der herrlichen Fairy Queen, die Henry Purcell 1692 auf die Bühne brachte.
Shakespeare und Partner werden mit dem Historiendrama von König Heinrich VIII. eine Neusser Premiere bieten, während sich die von Anfang an mit dem Festival verbundene bremer shakespeare company in diesem Sommer für die ebenfalls relativ selten gespielte Komödie Maß für Maß entschieden hat.
Eine musikalisch authentische Atmosphäre verbreitet die exzellente Gambistin Hille Perl mit ihrem Ensemble, wenn sie das musikalische chiaroscuro des großen elisabethanischen Komponisten John Dowland zum Leben erweckt.
Romeo und Julia gibt es in zwei verschiedenen Inszenierungen: Einmal werden uns die Temperamentsbündel der französischen Compagnie Los Figaros das Stück aus ihrer Sicht vorstellen, und dann kommt mit This Bridge Theater ein junges Ensemble aus Phoenix, Arizona, das sich vorstellt, was wohl geschähe, wenn einige theaterbegeisterte Schüler in einem katholischen Knabeninternat versuchten, die „berühmteste Liebesgeschichte aller Zeiten“ nachzuspielen.
Ein Dauer(b)renner sind die Lectures von Patrick Spottiswoode, der auch in diesem Jahr wieder spielerisch, humorvoll und profund die ganze Welt des William Shakespeare vor seinem Publikum ausbreitet.
Die Globe Touring Company bringt aus London ihre verrückte Comedy of Errors mit, und die köstliche Watermill Propeller Company aus Newbury schlägt – wie bereits vor zwei Jahren – einen komödiantischen Doppelsalto: A Midsummer Night’s Dream und The Merchant of Venice sind zwei starke Inszenierungen, die schon weltweit für Furore sorgten. Die zwei Akteure der Two Gents Productions werden mit dem Lustspiel Zwei Herren aus Verona anreisen, und das Potsdamer Poetenpack setzt mit zwei Vorstellungen der Verlorenen Liebesmüh dem diesjährigen Festival ein denkbar humorvolles Ende.

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