Für Katharina Adler war diese „Dora“ lange nicht mehr als eine Familien-Anekdote: ihre Urgroßmutter, die – nicht unter ihrem wirklichen Namen und auch nicht für eine besondere Leistung – zu Nachruhm kam, und dabei das eine Mal zum Opfer, das andere Mal zur Rebellin und Feministin stilisiert wurde. „Nach und nach wuchs in mir der Wunsch, dieses Bild von ihr zu ergänzen, ihm aber auch etwas entgegenzusetzen. Ich wollte eine Frau zeigen, die man nicht als lebenslängliche Hysterikerin abtun oder pauschal als Heldin instrumentalisieren kann. Eine Frau mit vielen Stärken und auch einigen Schwächen, die trotz aller Widrigkeiten bis zuletzt um ein selbstbestimmtes Leben ringt.“
Mit großem gestalterischem Weitblick und scharfem Auge für das Detail erzählt Katharina Adler in ihrem im Sommer 2018 bei Rowohlt erschienenem Debütroman Ida das Leben der Frau hinter Freuds Pseudonym. Ein Leben zwischen Welt- und Nervenkriegen, Exil und Erinnerung, das mit Freuds Praxistür im Rücken erst seinen Anfang nahm.
Im Anschluss an die Veranstaltung besteht die Möglichkeit, die Räumlichkeiten von Freuds „erster Praxis“, in denen Ida Adler behandelt wurde, sowie die darin gezeigte Konzeptkunst-Sammlung zu besichtigen.
Katharina Adler wurde 1980 in München geboren, wo sie nach Stationen in Leipzig und Berlin heute wieder lebt. Für das Manuskript Ida erhielt sie das Literaturstipendium des Freistaats Bayern und wurde 2015 für den Alfred-Döblin-Preis nominiert, sowie 2018 für den Klaus-Michael Kühne-Preis.
Daniela Finzi ist Literaturwissenschaftlerin und wissenschaftliche Leiterin der Sigmund Freud Privatstiftung. Zu ihren aktuellen Publikationstätigkeiten zählt die Herausgeberschaft (gemeinsam mit Herman Westerink) des Sammelbandes Dora, Hysteria and Gender. Reconsidering Freud’s Case Study, der im Herbst 2018 bei Leuven University Press erscheint.
Um Anmeldung wird gebeten! Eintritt frei!