Tatsächlich liest jeden Abend ein anderer Schauspieler oder eine andere Schauspielerin, der oder die nichts über das Stück wissen wird. Und trotz oder wegen dieser kühnen Konstruktion – für darstellendes Personal und anwesendes Publikum – bietet das Stück einen humorvollen Einblick in ein fernes Land – den Iran – und ist gleichzeitig eine poetische Betrachtung über das Wesen von Autorschaft. Denn geschrieben hat es 2012 auf Englisch, „voller Hoffnung und Energie“, der damals 29-jährige iranische Autor Nassim Soleimanpour, der aufgrund eines verweigerten Militärdienstes keinen Pass bekam und deswegen sein Land nicht verlassen konnte.
Mit „Weißes Kaninchen, rotes Kaninchen“ reflektierte er seine Situation und schuf ein Manifest des Protestes – mit den Mitteln, die ihm als Autor zur Verfügung stehen. Statt seiner reiste nämlich das Stück, inzwischen um die halbe Welt. Erstmals vorgestellt wurde es bei einem Theaterfestival in Toronto, Kanada. Seitdem wurde es weltweit gespielt und stand jahrelang u. a. in New York auf dem Spielplan, wo sich auch Hollywoodstars wie Whoopie Goldberg diesem Experiment auslieferten. „Weißes Kaninchen, rotes Kaninchen“ nennt sich ein „Theaterstück“ und ist in Wirklichkeit eine lebendige Sensation, über die keiner sprechen darf, der dabei gewesen ist. Humorvoll, poetisch und politisch ist diese Kombination von Theaterunterhaltung und sozialem Experiment; etwas, was Sie so noch nie erlebt haben.