Sibylle von Halem interessieren die realen, gedachten und gefühlten Orte, an denen das Individuum mit seiner Umwelt in Berührung kommt, sowie die starken, grundlegenden Gefühle, die entstehen, wenn die Innenwelt eines ganz auf sich selbst zurückgeworfenen Menschen und die Außenwelt aufeinandertreffen. Geborgenheit und Verletzlichkeit liegen hier eng beieinander, und das eine kann schnell zum anderen werden.
Das griechische Wort „Opaion“ bezeichnet eine zentrale Öffnung an der höchsten Stelle einer Kuppel. Sibylle von Halem reagiert in ihrer Arbeit in der Burgkapelle auf die barocke, illusionistische Freskomalerei, die den ehemaligen Sakralraum bestimmt, insbesondere auf die gemalte, scheinarchitektonische Kuppel, die sich zum Himmel hin öffnet. Dorthin lenkt die Künstlerin durch die Mittel ihrer Installation den Blick der Betrachter. Christlich Ikonografisches weitgehend ausgeblendet, im Fokus das Individuum, stellt Sibylle von Halem die Frage nach den spirituellen Bedürfnissen des Menschen. In der Auseinandersetzung mit der Burgkapelle tritt erstmals das Über-sich-hinauswachsen-Wollen des Einzelnen, das uns die Künstlerin als ein dringendes menschliches Verlangen im Spannungsfeld zwischen freiem Willen und Zwang erfahren lässt, ins Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit.