„Bevor er hinabsteigt, weiß ein Taucher nie, was er zurückbringt.“ (Max Ernst)
Fraglos gehört Max Ernst mit Matisse, Picasso, Beckmann, Kandinsky und Warhol zu den Jahrhundertfiguren der Kunstgeschichte. Als früher Protagonist des Dadaismus, Pionier des Surrealismus und Entdecker raffinierter Techniken wie Collage, Frottage, Grattage, Décalcomanie und Oszillation entzieht er sein Schaffen einer griffigen Definition. Sein Erfindungsreichtum im Umgang mit Bild- und Inspirationstechniken, die Brüche zwischen zahlreichen Werkphasen und der Wechsel der Themen irritieren. Was als Konstante bleibt ist die Beständigkeit des Widerspruchs.
Max Ernst war ein Rastloser, der stets nach Freiheit strebte. Hin- und hergerissen zwischen der Verwirklichung seiner persönlichen Lebensziele und den sozialen und politischen Hindernissen einer turbulenten Zeit, richtet er seinen Blick doch stets nach vorne: eine „Flucht in die Zukunft“. 1922 ist er als unverstandener, revoltierender Künstler von Köln nach Paris gezogen, wo er im Kreis der Surrealisten agiert; zweimal wird er als feindlicher Ausländer interniert, versucht zu flüchten und wird durch glückliche „Zufälle“ freigelassen. 1941 flieht er ins amerikanische Exil.
Erinnerung und Entdeckung, Recycling und Collage sind der gemeinsame Motor, der sein Schaffen antreibt. Unter diesen Aspekten positioniert die Ausstellung Max Ernsts Werk zwischen Rückgriffen auf Vergangenes, dem politischen Zeitgeschehen und einem prophetisch-visionären Blick in die Zukunft. Er, der sich selbst einen „Jungfräulichkeitskomplex“ gegenüber leeren Leinwänden attestierte, suchte stets nach einem Mittel, die halluzinatorischen Fähigkeiten seines Geistes zu steigern, Visionen automatisch herbeizuführen, um sich so seiner „Blindheit zu entledigen“.
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Fondation Beyeler.
Gastkuratoren: Werner Spies und Julia Drost